Das Lektorat
Endlich – es ist geschafft! Das Manuskript ist fertig und jetzt geht es an das Lektorat. Ihr erinnert euch? Ich hatte gesagt, dass ich nach dem aktiven Schreibprozess eine Zeit abschalte und die Geschichte nicht anrühre. Wenn dann der Zeitpunkt gekommen ist und die Überarbeitung ansteht, beginnt meiner Meinung nach der schwierigste Teil beim Schreiben von Romanen.
Es ist immer wieder ein merkwürdiges Gefühl, sobald ich ein neues Werk lese, nachdem ich einige Zeit nicht daran gearbeitet habe. Ich gehe selbstkritisch heran und versuche aus Sicht eines Lesers die Story zu beurteilen. Ich frage mich also, ob ich alle Details zur Story eingearbeitet habe, sodass die Handlung vorangeht? Sind die Charaktere gut beschrieben, sodass ein Bild in den Köpfen der Leser entsteht? Kann ein Leser sich in die Figuren hineinversetzen und fiebert mit? Und die nächste wichtige Frage: Ist es spannend oder eher langweilig? Natürlich empfindet man als Autor sein Werk immer ein Stück weit spannend und aufregend, immerhin steckt eine Menge Arbeit drin. Der Stolz, den man also empfindet, ist durchaus berechtigt. Letztendlich entscheiden die Leser, ob es ankommen wird oder nicht. Wie wir wissen, ist es äußerst schwer einen Bestseller zu erzielen. Das muss man sich immer vor Augen führen. Ohne entsprechendes Marketing, eine größere Fangemeinde und ohne einem renommierten Buchverlag, der dahinter steckt, ist das fast unmöglich. Oder es ist einfach nur pures Glück 😉
In dieser Phase bin ich geprägt von Selbstzweifeln und muss ständig objektiv beurteilen können, ob ich mit dem Roman das erreicht habe, was mir vorschwebte. Aber wenn dann die Story sitzt und ich bin zufrieden, kommt die Phase, die einen anstrebt, weiterzumachen. Sicher, es gibt Momente, in denen ich mich durchaus frage, ob es Sinn macht weiter zu schreiben. Die hält zum Glück nicht lange an 😉 Dafür genieße ich es einfach zu sehr. Das Schreiben ist und bleibt nun einmal meine große Leidenschaft. Und ja, natürlich möchte jeder Autor sein Werk in den Buchläden sehen oder vielleicht sogar in der Bestseller-Liste. Wer das verneint, ist nicht ehrlich, denke ich. Ist das nicht von jedem Buchautor ein Traum?
Die Korrekturen
Oh man, wenn ich das Wort schon höre, wird mir manchmal übel. Vorab muss ich sagen, dass ich größten Respekt vor Lektoren habe, die das tatsächlich hauptberuflich machen. Man liest immer wieder, dass es harte Arbeit ist. Und ich kann euch sagen, dass ist es wirklich. Das Lektorat eines Romans ist für mich das Einzige, was am Schreiben verdammt schwer ist. Ich muss mich manchmal regelrecht dazu überwinden, mich an den Schreibtisch zu setzen und anzufangen bzw. weiterzumachen. Im Klartext heißt das immer wieder: „Kneif die Arschb… zusammen und fang an!“ Der innere Schweinehund, wie man so schön sagt, lässt also grüßen. Nun, wie gehe ich also genau vor?
Ich nehme mir Kapitel für Kapitel vor. Als Erstes wird die Rechtschreibung und Grammatik überprüft bzw. Fehler korrigiert. Danach fängt die Stilanalyse an. Hier überprüfe ich, ob das Geschriebene einen Sinn ergibt, ob sich Fehler in der Ausdrucksweise ergeben haben, oder ob es Füllwörter gibt, die gestrichen werden können etc. In diesem Prozess wird tatsächlich oft gekürzt, was das Zeug hält. Meistens stelle ich fest, dass es einzelne Phrasen gibt, die raus können. Die Story wird dadurch nicht schlechter, eher im Gegenteil. Man stellt fest, dass es genauso gut oder manchmal sogar noch besser läuft, wenn man diese Phrasen rigoros löscht. Ich muss, glaube ich, nicht erwähnen, wie viel Zeit und Arbeit dahinter steckt, wenn wir von einem Werk reden, dass über 300 Seiten umfasst.
Der Lesbarkeitsindex
Bedeutet einfach gesagt: Ist es flüssig geschrieben? Kann der Leser entspannt durch die Zeilen fliegen, ohne das es Stolpersteine gibt oder es kompliziert wird? So würde ich es am besten beschreiben. Und ja, ich nutze für diese Korrekturen natürlich ein Autorenprogramm. Ohne wäre es um ein Vielfaches schwieriger und würde eindeutig noch länger dauern. Ich habe hier anfangs mit Papyrus Autor gearbeitet. Inzwischen bin ich auf Patchwork gewechselt und arbeite mit diesem Programm. Damit werden auch meine Storys geschrieben oder vorab geplant. Es ist ein sehr umfangreiches Programm und anfangs muss man sich erst zurechtfinden und viel ausprobieren. Aber mit der Zeit kommt man gut in die Anwendungen hinein und man weiß, wo etwas zu finden ist. Ich kann es jedenfalls empfehlen. Falls ihr dazu Fragen habt, sprecht mich gern an.
Für Band 2 von „Martyrium der Vampire“ habe ich für die Korrekturen und Überarbeitungen ungefähr zwei Wochen benötigt. Wobei ich dazu sagen muss, dass ich nicht täglich lektoriert habe. Das ist einfach nicht umsetzbar, da ich einem normalen Fulltime-Job nachgehe, der mich ebenfalls sehr fordert. In der Regel sind hierfür meine Wochenenden verplant.
Das Buchcover
Nachdem also dieser schwierige und aufwendige Teil erledigt ist, ist es dann soweit. Ich setze mich an das Buchcover und runde es ab bzw. stelle es fertig. Falls bis dahin der Titel noch nicht feststeht, mache ich mir hierzu Gedanken, bis ich einen gefunden habe, der mir passend erscheint. Durch das Lektorat stehen somit die endgültigen Seitenzahlen des Romans fest. Das ist wichtig, um die Umschlaggröße für das Taschenbuch zu berechnen. Wenn ich dann mit dem graphischen Teil fertig bin (womit ich auch schon mal gut und gern mehrere Stunden verbringe), wird das Werk für den Druck aufbereitet. Auch das geschieht mittels dem Autorenprogramm. Entweder vertraut man dem Programm und lässt es darüber im E-Book-Format ausdrucken und lässt es so. Oder man handhabt es eher so wie ich: ich speichere mir die geschriebenen Zeilen separat ab und kümmere mich dann manuell um die richtige Formatierung. Für mich ist das wichtig, da ich die Veröffentlichung im Selfpublishing durchführe und ich mich hier an den Vorgaben des Verlages richten muss, in meinem Fall Epubli bzw. Neobooks. Wenn dies geschafft ist, übermittle ich sowohl das E-Book, als auch das Taschenbuch an den Verlag, der es dann veröffentlicht und im Handel vertreibt. Dies dauert in der Regel einige Tage, bis der Roman dann tatsächlich im Internet auffindbar ist bzw. bei den Onlinehändlern. Aber wenn es dann soweit ist, kann ich endlich sagen: Geschafft! Es ist draußen und hat das Licht der Welt erblickt. 🙂 Ja und dann darf der Stolz gern Überhand nehmen und ich schwelge einige Zeit in diesem Gefühl. Für mich ist das wie eine Belohnung für die harte Arbeit.
Was kommt danach?
Nichtsdestotrotz schwirren mir jetzt schon viele Ideen für den dritten Teil im Kopf herum. Und ich will ehrlich sein, ich habe sogar schon Ideen für etwas komplett Neues. Das ist immer nicht so leicht, sich da bremsen zu müssen. Ich glaube, wenn ich nicht normal arbeiten müsste, würde ich eindeutig viel mehr schreiben können. Aber so ist das im Leben, nicht wahr? Geld verdienen muss man ja schließlich auch irgendwie.
Bevor ich dann aber tatsächlich an den nächsten Band gehe und mit dem Schreiben beginne, lasse ich die euphorischen Gefühle, die noch in mir wirken, erst einmal abklingen. Ich nutze diese Zeit, um runterzukommen und mich gedanklich auf die Fortsetzung vorzubereiten. Dieses Auf und Ab während des Schreibens und während dem Lektorat ist anstrengend. Viele Autoren wissen sicher, was ich damit meine. Also ist es meines Erachtens durchaus erlaubt, erst einmal zu verschnaufen und den Kopf freizubekommen. Und dann geht es wieder von vorn los … auf ein Neues.